Getarnt als medizinische Dienstleistung oder Sozialhilfe werde das Töten ungeborener Kinder oder alter Menschen gesellschaftsfähig gemacht, erklärte der Osnabrücker Sozialwissenschaftler Prof. Manfred Spieker. Der evangelische Theologe Jens Motschmann (Bremen) erläuterte anhand kirchlicher Verlautbarungen, wie der Lebensschutz in der evangelischen Kirche zugunsten der Selbstbestimmung der Frau aufgeweicht werde. Problematisch sei nicht die kirchliche Beratung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten als solche, sondern die Ausstellung von Bescheinigungen, die eine straffreie Tötung des ungeborenen Kindes ermöglichen. Der Theologieprofessor Rainer Mayer (Stuttgart) erinnerte an die Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Diese verleihe ihm in jedem Stadium der Existenz eine voraussetzungslose Würde und stelle Lebensanfang und Lebensende ganz in die Verfügung Gottes.
Verweltlichung fördert Todeskultur
Wie der evangelische Medizinethiker und Theologe Otto W. Hahn (Eppingen-Adelshofen/Nordbaden) ausführte, befördere die zunehmende Verweltlichung Europas eine „Kultur des Todes“. Damit nehme auch die Befürwortung von Euthanasie wieder zu. Nach Hahns Ansicht muss sie mit einer „Kultur der Barmherzigkeit“ überwunden werden. So sei aktive Sterbehilfe für Christen ausgeschlossen. Ihnen könne es nur darum gehen, durch Zuwendung und liebevolles Geleit die Not des Sterbenden zu lindern und ihn auf die Ewigkeit vorzubereiten. Joachim Cochlovius (Walsrode), erster Vorsitzendes des Gemeindehilfsbundes, erinnerte an die bewahrende Funktion des Gebotes „Du sollst nicht töten“ und an die Verpflichtung des Staates, dieses Gebot uneingeschränkt durchzusetzen. Der theologisch konservativen Organisation Gemeindehilfsbund gehören rund 550, dem Gemeindenetzwerk rund 70 bibel- und bekenntnisorientierte Vertreter an.