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Wehe, wer in der Kirche anders denkt!

 

Donnerstag, den 15. Mai 2014 um 13:19 Uhr | Geschrieben von: IdeaSpektrum

Pressebericht

 

 

Seitdem das neue Pfarrdienstgesetz der EKD 2011 in Kraft getreten ist, hat sich das Binnenklima in der evangelischen Kirche merklich verschlechtert. Theo Lehmann, der sächsische Evangelist, wurde im September 2012 von einer Chemnitzer Jugendkirche wieder ausgeladen, weil er sich gegen Beschlüsse seiner Kirchenleitung zur Öffnung des Pfarrhauses für gleichgeschlechtliche Paare gewendet hatte. Im Dezember 2012 bekam der Leipziger Theologiestudentenkreis Hausverbot in einer Leipziger Kirche. Als Begründung wurde u. a. seine Haltung gegenüber homosexuellen Partnerschaften und zur Rolle der Frau in der Kirche angegeben. Im Februar 2013 gab es eine Kampagne der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend gegen die Offensive Junger Christen (OJC) in Reichelsheim (Odenwald). Per Ende März 2013 wurde der sächsische Evangelist Lutz Scheufler aus dem kirchlichen Dienst entlassen. Im September 2013 durften sich die Teilnehmer der Antiabtreibungsdemo „Marsch für das Leben“ nicht zu einem Abschlussgottesdienst im (evangelischen) Berliner Dom versammeln.

Es gibt immer weniger Freiheit


Die Zeiten haben sich offensichtlich geändert. Noch 1985 hatte der frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler in seiner Schrift „Homosexualität und Pfarrerberuf“ eine Anstellung für „in homosexueller Partnerschaft lebende Pastoren … wegen der orientierenden Wirkung“ ausgeschlossen und in dieser Frage „Gesprächsbereitschaft innerhalb der Kirche“ gefordert. 2006 erklärte der damalige Rat der EKD in seinem Impulspapier „Kirche der Freiheit“: „Zu den Stärken des reformatorischen Christentums gehört die freie theologische Reflexion“. Doch jetzt ziehen sich Kirchenleitungen und Gemeindevorstände anscheinend mehr und mehr aus dem freien theologischen Diskurs zurück und setzen bei ethischen Grundsatzfragen ihre Ansichten per Gesetz und Beschluss durch.

Die Kirche kann das Wort Gottes nicht ändern


Einer Kirche, die sich der Wirkmächtigkeit der freien Rede und des Wortes Gottes verdankt, kann diese Entwicklung nur schaden. Martin Luther hat seine berühmten Invokavitpredigten 1522 unter das Motto „non vi, sed verbo“ gestellt („nicht mit Gewalt, sondern durch das Wort“). Nicht durch Zwangsmaßnahmen, sondern durch das gepredigte Wort kam die Reformation in Gang. Daran sollten Kirchen- und Gemeindeleitungen denken und Gesetze und Erlasse rückgängig machen, die dem Wort Gottes widersprechen und die Gewissen von Christen beschweren. Die Kirchengeschichte zeigt, dass durch kirchliche Zwangsmaßnahmen immer wieder Spaltungen geschehen. Der Theologieprofessor Reinhard Slenczka (Erlangen) hat 1991, als in der schaumburg-lippischen Landeskirche die Frauenordination zur Debatte stand, den Synodalen zugerufen: „… das Wort Gottes können Sie im Wortlaut der Heiligen Schrift nicht ändern und in seiner Wirkung auf die Gewissen nicht aufheben“. Das Gleiche gilt heute in der Frage der homosexuellen Praxis kirchlicher Amtsträger und der Abtreibung.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius

Quelle: idea-Spektrum, Ausgabe Nr. 20 vom 14.5.2014 (www.idea.de)

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